Methodische Schwerpunkte
Kombinierter Einsatz verschiedener Methoden (Methodenmix)
In der Umfrageforschung wird die gleichzeitige Anwendung verschiedener Erhebungsmethoden nach wie vor kontrovers diskutiert. Das ZEM untersucht daher mittels theoretischer und empirischer Studien, welche Auswirkungen verschiedene Befragungsmethoden auf die Validität empirischer Ergebnisse haben und unter welchen Bedingungen methodenabhängige Verzerrungen zu erwarten sind. Speziell die Methode der Online-Umfrage ist häufig umstritten, da nicht von „Repräsentativität“ ausgegangen werden kann. Am ZEM werden hierzu Methoden entwickelt, um Online-Umfragen möglichst „repräsentativ“ zu gestalten und Verzerrungen zu verhindern. Dies geschieht durch die Kombination verschiedener Methoden (z.B. telefonische Akquise und anschließende Online-Befragung) sowie durch verschiedene Ansätze des Einsatzes von Remindern.
Panel- und Längsschnittuntersuchungen
Die Mitarbeiter des ZEM sind mit längsschnittlichen bzw. Panel-Untersuchungen intensiv vertraut. Zurzeit werden für Spezialpopulationen (z.B. junge Unternehmen) Panels aufgebaut, die in bestimmten Abständen regelmäßig befragt werden. Entwickelt und verfeinert werden hierbei Methoden, welche die Panelmortalität senken und die „Repräsentativität“ auch über längere Zeiträume gewährleisten können.
Erreichbarkeit schwieriger Zielgruppen
Häufig gibt es im sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Kontext Befragungen, die ein großes Maß an Sensibilität sowie Vertrauen schaffende Maßnahmen erfordern (z.B. aufgrund von Fragen zu persönlichen Finanzverhältnissen oder geschäftlichen Strategien). Um auch schwierige Zielgruppen kontaktieren zu können, entwickelt das ZEM in Zusammenarbeit mit externen Auftraggebern neue Strategien und Methoden, inhaltlich vertrauliche Befragungen mit verschiedenen Befragungsmedien durchzuführen. Zusätzlich sollen diese auch an Befragungen im Sinne von Panel- bzw. Längsschnittstudien gebunden werden. Beispiele für solche Zielgruppen sind niedergelassene oder in Kliniken arbeitende Ärzte, Geschäftsführer, Personalverantwortliche im Profit- und Non-Profit-Bereich, akademisches Personal in Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen.
Durch die Kombination verschiedener Ansätze und Techniken konnte ein Methodenmix entwickelt werden, der als Ansatz zur Lösung des Problems der schwierigen Erreichbarkeit verstanden werden kann. Dieser Methodenmix hat sich inzwischen in der Praxis bewährt und wird konstant weiterentwickelt. Darüberhinaus treffen wir aufgrund unseres wissenschaftlich universitären Hintergrunds und der hohen Qualität unserer Befragungen auf hohe Akzeptanz, auch bei schwer erreichbaren Zielgruppen, und können somit hohe Stichprobenausschöpfungsquoten erlangen.
Nonresponse
Bei der Befragung von Privathaushalten, aber auch von Unternehmen und Institutionen, kommt es praktisch immer zu spontanen Verweigerungen der Teilnahme. Stichprobenausfälle stellen somit ein zentrales Problem der Umfrageforschung dar. Insbesondere wenn sich Befragte von Nicht-Befragten unterscheiden, können Schlüsse von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit fehlerhaft sein. Dieser Problematik kann begegnet werden, indem zum einen eine optimale Ausschöpfung des Stichprobenumfangs angestrebt wird und zum anderen, indem über Nonresponse-Studien empirisch geprüft wird, ob systematische Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern einer Befragung vorliegen. So werden in ausgewählten Projekten am ZEM Zielpersonen, die beim ersten Kontakt die Teilnahme an einer Studie verweigerten (z.B. aus mangelndem Interesse), erneut kontaktiert und um die Teilnahme an der Befragung gebeten. Personen, die bei diesem wiederholten Versuch an der Befragung teilnehmen, können wertvolle Informationen über die Beschaffenheit der Gruppe der Nicht-Befragten liefern.
Statistisch begegnen wir dem Ausfall einzelner Werte (Item-Nonresponse) je nach Fragestellung mit Techniken der Single oder multiplen Imputation. Sofern auch über fehlende Fälle (Unit-Nonresponse) relevantes Hintergrundwissen vorhanden ist, kann hierfür anhand der multiplen Imputation eine Abschätzung der möglichen Fehler aufgrund des Nonresponse erfolgen.